Hildesheim (mhd). Es war die Hölle: Zuerst stürzte ein Fahrradfahrer, dann schnitt sich ein junger Mann die Pulsadern auf. Andere Patienten hatten Herzinfarkt, Schlaganfall und Krampfanfälle – und wurden allesamt „gerettet“ von 15 jungen Damen und Herren, die am Samstag, 22. Oktober, in der Dienststelle der Hildesheimer Malteser ihre Prüfung zum Schulsanitäter ablegten. Eine Woche lang vertieften sie dafür ihr Können in Erster Hilfe. Die Grundlagen dafür hatten sie in einem Erste-Hilfe-Kurs am vorigen Samstag gelegt.
Oft werden auch Kinder und Jugendliche Zeugen von medizinischen Notfällen. Gerade in Schulen geschehen immer wieder Unfälle. Was tun? Seit vielen Jahrzehnten betreuen die Malteser in Hildesheim und anderen Städten Schulsanitätsdienste und bringen den Schülerinnen und Schülern das Helfen bei. Naturgemäß müssen ständig neue Jugendliche ausgebildet werden, weil die älteren die Schule verlassen. Solche Kompaktkurse werden dann gerne in die Ferien gelegt. So auch dieses Mal: Von Montag, 17. Oktober, bis Donnerstag hatten die beiden Ausbilderinnen Regina Windel und Celina Oestreich von den Hildesheimer Maltesern Erste-Hilfe unterrichtet. Der Freitag diente dem Lernen und nun, am Samstag, sollte das Gelernte überprüft werden.
Auch Taja Herrschaft und Amina Wohlert opferten gerne die erste Woche ihrer Herbstferien, um bei den Maltesern ausgebildet zu werden. Die 17-jährige Taja macht im nächsten Jahr am Goethe-Gymnasium ihr Abitur und möchte danach Medizin studieren. „Kinderheilkunde wäre toll“, hat sich Taja zum Ziel gesetzt und will ihr neues Wissen in den kommenden Monaten auch ehrenamtlich bei den Maltesern einsetzen. Amina wurde schon Zeugin eines echten Notfalls und möchte in solchen Fällen noch besser helfen können. Die 14-Jährige besucht die Hildesheimer Robert-Bosch-Gesamtschule und wird nun den dortigen Schulsanitätsdienst verstärken.
Kennengelernt haben sich die beiden Schülerinnen erst im Kurs der Malteser, harmonierten aber so gut, dass sie die Wiederbelebung einer Ausbildungspuppe gekonnt meisterten. Unter den wachsamen Augen von Regina Windel und Ausbilder Marvin Bellgardt zeigten sie wenig Schwächen im Umgang mit der Beatmungsmaske und dem Defibrillator. Die Maske habe nicht ganz dicht gesessen, bemängelte Windel später, sonst aber sei alles Okay gewesen. Überprüfung von Puls und Atmung – Taja und Amina wussten, was zu tun war. Wie alle anderen, so hatten sie am Samstagmorgen schon eine theoretische Prüfung abgelegt. Nach der Reanimationsprüfung mussten sie ihr Können später noch in einem der Fallbeispiele für medizinische Notfälle beweisen, was ebenfalls gelang.
Dass diese Fallbeispiele möglichst realistisch wirkten, dafür sorgte in einem Nebenraum Yasmin Robinson aus Celle. Mit viel Schminke und Kunstblut zauberte die Leitern der dortigen Malteser Jugend den jungen Darstellerinnen und Darstellern aus den Reihen der Hildesheimer Malteser so manche Schnittwunde und Bluterguss auf die Haut. Eine Woche lang war sie mit sechs Kindern und Jugendlichen ihrer Jugendgruppe nach Hildesheim gekommen, um ihnen diese Erste-Hilfe-Ausbildung zu ermöglichen. Zwei Mal war auch Jennifer Klose dabei, Mutter von Leni und Leya. Seit mehr als zwei Jahren gehören die beiden Mädchen zu Yasmin Robinsons Gruppe „und haben Spaß dabei“, wie ihre Mutter zufrieden sagt. Nun sollten sie lernen, noch besser helfen zu können, um das Wissen auch in ihre Schulen zu tragen. An neun Schulen in Celle sind die Malteser mit Schulsanitäterinnen und Schulsanitätern vertreten.
Am Samstagabend zeigte sich Regina Windel dann sehr zufrieden mit dem Prüfungsergebnis. „Zwölf von 15 Prüflingen haben bestanden. Einige zeigten altersbedingt etwas Schwächen und Unsicherheiten, aber das wird sich noch legen, wenn sie erst einmal routinierter im Umgang mit medizinischen Notfällen werden“, zeigt sich die 18-jährige Schülerin aus den Reihen der Hildesheimer Malteser zuversichtlich. Die Grundlagen der Ersten Hilfe sind also gelegt. Nun müssen sie regelmäßig trainiert werden.
Keine Angst vor Blut und Schreien
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